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Schwesterliche Erkundungen

«Wir sind Schwestern!» ist der Titel des Grundsatzpapiers, das die beiden Verbandsvorstände der Evangelischen Frauen Schweiz (EFS) und des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds (SKF) zurzeit bearbeiten und das unser Verständnis als Schwesterverbände und unsere konkrete Zusammenarbeit definiert. Ein erster Entwurf wurde an der Klausur vorgelegt und kontrovers diskutiert.

Biologische Schwestern

Als Einstieg ins Thema teilten wir miteinander unsere biographischen Erfahrungen mit dem Thema «Schwestern». Von der Frau mit mehreren Schwestern über die einzige Schwester unter Brüdern bis hin zum Einzelkind waren die unterschiedlichsten Familienkonstellationen vertreten, und jede Anwesende offenbarte individuelle Erfahrungen mit Schwestern. Während die einen eine Schwester vermissten, waren andere mit ihren Brüdern völlig zufrieden; eine Frau beschrieb die symbiotische Beziehung zu ihrer Zwillingsschwester, eine andere ein eher distanziertes Verhältnis zu ihrer viel jüngeren Schwester. Streit, Konkurrenz, Zusammenhalt, Unterstützung beschäftigten jede von uns auf andere Weise.

Biblische Schwestern

Als Schwestern im Glauben, wenn auch in verschiedenen kirchlichen Traditionen verwurzelt, öffneten wir daraufhin die Bibel, um einige Geschichten über Schwestern zu erforschen. Wir fanden Rahel und Lea, die um die Liebe ihres gemeinsamen Mannes konkurrieren mussten. Wir fanden auch Martha und Maria, deren unterschiedliche Beziehung zu Jesus nicht ohne Konflikte blieb. Neben diesen biologischen Schwesterpaaren fanden wir auch zwei Schwägerinnen: Rut und Orpa, die nach dem Tod ihrer Männer verschiedene Wege gingen. Und die Hebammen der Hebräerinnen im Buch Exodus, die durch List und Solidarität die vom Pharao angeordnete Ermordung der männlichen Neugeborenen verhinderten.

EFS und SKF – Schwesterverbände

Schwester sein: Das hat mit gegenseitiger Nähe, Zusammenhalt und Unterstützung, mit Anspornen und auch Wetteifern zu tun. Auch kritische Distanz oder gar ein herzhafter Streit gehören wenn nötig dazu, ohne etwas an der gegenseitigen Zusammengehörigkeit zu ändern. Das Engagement der anderen ökumenisch mitzutragen ist zentral, ebenso wie das gemeinsame Einstehen für bestimmte Anliegen, etwa für frauenspezifische Themen in Politik und Gesellschaft. Das Wahrnehmen der jeweiligen Eigenheiten und der geschichtlichen und konfessionsbedingten Unterschiede ist ebenso wichtig. Innerhalb ihrer jeweiligen Kirchen haben beide Verbände jeweils sehr unterschiedliche Themen zu bearbeiten.

Als christliche Frauenverbände teilen wir bei allem, was uns unterscheidet, doch die gleichen Wurzeln. Dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – wurden manche Punkte des Papiers, auf dem wir unsere Schwesternschaft definieren, kontrovers diskutiert. Schreiben wir in der ersten Person (wir) oder in der dritten Person (sie)? Könnte es gegenüber Frauen anderer Religionsgemeinschaften als ausschliessend verstanden werden, dass wir nur uns beide als Schwestern bezeichnen? In meinen Augen ist es mehr als legitim, dass wir als christliche Verbände den Begriff der Schwesternschaft verwenden. Schwestern zu sein bedeutet, langfristig miteinander unterwegs zu sein. EFS und SKF haben bereits einen gemeinsamen Weg hinter sich und ich freue mich mitzuerleben, was noch alles vor uns liegt.

Evelyne Zinsstag ist Pfarrerin der Eglise française de Bâle, Mitglied im Central Committee des EFECW (Ecumenical Forum of European Christian Women) und seit Herbst 2020 Schnuppermitglied im Vorstand der EFS.


Einmal im Jahr versammeln sich die Vorstände und Geschäftsleitungen der Evangelischen Frauen Schweiz (EFS) und des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds (SKF) zu einer gemeinsamen Online-Klausur. Das diesjährige Treffen vom Samstag, 27. Februar 2021 wurde von Katharina Jost und Evelyne Zinsstag vorbereitet. Sie leiteten das coronabedingt digitale Treffen mit 17 anwesenden Frauen und ermöglichten einen spannenden Tag zum Thema Schwesternschaft.

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